BBK: Was ist "reflexive Bibliometrie?"
Berliner Bibliothekswissenschaftliches Kolloquium |
14.01.2020 | 18 Uhr | Raum 123 | Dorotheenstraße 26 | IBI
Was ist "reflexive Bibliometrie?"
Dr. Stephan Gauch, SoWi HU Berlin
Das Feld der Bibliometrie war schon immer mit Kritik und Bewunderung konfrontiert. Insbesondere die evaluative Bibliometrie halten die Einen für höchst unzureichend und die Anderen für das Maß aller Dinge. Es scheint jedoch so, dass zunehmend neue Arten von Spannungsverhältnissen entstehen. So wird z.B. die Registraturlogik etablierter bibliographischen Datenbanken und die Interpretations- und Kontextualisierungshoheit professioneller Kreise mit der Jäger-und-Sammler-Logik und einer „Dashboard-Kultur“ konfrontiert. Die Reaktionen sind vielfältig. Manifeste werden erdacht, um nach innen und außen Kompetenz zuzuschreiben und abzusichern. Neue Metriken werden konstruiert, um Kritik über Unzulänglichkeit oder Unvollständigkeit zu kanalisieren. Forschungspraktiken werden hinterfragt und neu konfiguriert. Die reflexive Bibliometrie greift diese neuen Spannungsverhältnisse von Kritik und Rechtfertigung auf, um Phänomene der Entstehung, Durchsetzung und Folgenhaftigkeit bibliometrischer Indikatoren über den Rückgriff auf deren Bedeutung und Bedeutsamkeit zu diskutieren. Dies geschieht, indem, im Sinne eines „übereinander-miteinander“-Forschens, die Soziologie der Quantifizierung und Bewertung mit der Bibliometrie verzahnt werden. Ziel des Vortrags ist die Erörterung dieser Perspektive und der daran angelagerten Fragestellungen sowie die Vorstellung erster Arbeiten der Nachwuchsgruppe zur reflexiven Bibliometrie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
<< 17.12. Antonomasien | Zum Gesamtprogramm | 21.01 data studies |