Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Bibliotheks- und Informations­wissen­schaft

Dieser Blogbeitrag ist im Rahmen des Projektseminars „90 Jahre IBI - ein Grund zum Feiern“ im Sommersemester 2018 entstanden. Das Seminar hat die Feierlichkeiten zum 90 – jährigen Bestehen des IBI im Wintersemester 2018/19 vorbereitet. Christoph Hussel studiert am Institut im 4. Bachelorsemester und hat sich als Teilnehmer des Projektseminars u.a. mit der Geschichte des IBI beschäftigt. In mehreren Beiträgen liefert er Einblicke in die bewegte Vergangenheit des Institutes.

Das Bibliothekswissenschaftliche Institut war der Vorläufer des heutigen Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Es bestand in den Jahren von 1928 – 1934 an der Berliner Universität (Rohde, 1985).

Zur damaligen Zeit wünschte sich die bibliothekarische Praxis eine Neugestaltung der bibliothekarischen Ausbildung und die Fachpresse hatte den Bedarf eines Studiums der Bibliothekswissenschaft betont (Rohde, 1985). Dies führte 1928 zur Gründung des Bibliothekswissenschaftlichen Instituts. Erster Professor und Direktor der Einrichtung war Fritz Milkau, der bis 1925 Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek gewesen war (Kindling, Petras & Seadle, 2013).

Fritz Milkau (1859-1934)

Abb. 1 – Prof. Dr. Milkau

Fritz Milkau gilt als wegweisender deutscher Bibliothekar. Mit der Gründung des Bibliothekswissenschaftlichen Instituts und dem von ihm veranlassten „Handbuch der Bibliothekswissenschaft“ hat er einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Bibliothekswissenschaft in Deutschland gehabt. Seine Mitarbeit an den Preußischen Instruktionen (PI), dem preußischen Gesamtkatalog und der Leihverkehrsordnung waren weitere wichtige Impulse für das Bibliothekswesen in Deutschland (Plassmann, 2009).

Für die Lehre am Universitätsinstitut waren zwei Semester vorgesehen. Die Lehrfächer wurden gesetzlich geregelt und zum ersten bibliothekswissenschaftlichen Seminar wurden sechs Universitätslehrer am Institut eingesetzt. Die Fächer bezogen sich schwerpunktmäßig auf buchkundliche und historische Themen sowie Bibliographie und Bibliotheksrecht. Das Ziel der Institution war es, die wissenschaftlichen Elemente in der Ausbildung zu stärken (Rohde, 1985). Abbildung 2 zeigt den Lehrplan des ersten Semesters 1928/29:

Abb. 2 - Stundenplan des bibliothekswissenschaftlichen Instituts im Wintersemester 1928/29

Bereits in den 1930er Jahren kam es zur Schließung des Institutes. Die Gründe dafür waren vielfältig. Unter anderem hatte die Weltwirtschaftskrise zu diesem Zeitpunkt auch die Universität erreicht und diese hatte dementsprechend kein Interesse an dem Fortbestehen des kleinen Institutes. Zudem ging Prof. Dr. Milkau 1933 in den Ruhestand und verstarb 1934. Als sein Nachfolger, Prof. Dr. Jacobs, 1934 ebenfalls in den Ruhestand trat, wurde die Position des Institutsdirektors nicht neu besetzt (Rohde, 1985).

Bis zur Neugründung des Instituts in den 1950er Jahren wurden die Aufgaben sowie die Ausbildungsfunktion der Einrichtung von der Preußischen Staatsbibliothek übernommen (Kindling, Petras & Seadle, 2013).

Hinweis: Ausführliche Informationen zur Geschichte der bibliothekswissenschaftlichen Ausbildung in Berlin zwischen 1928 und 1995 finden Sie auch unter: https://www.ibi.hu-berlin.de/de/ueber-uns/gebaeude.

Quellen

• Kindling, M., Petras, V. and Seadle, M. (2013), Editorial. Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, Information - Wissenschaft & Praxis, 64, 2-3, S. 69 – 73.
• Plassmann, E. (2009), Fritz Milkau zum Gedächtnis, Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, 56, S. 251– 261.
• Rohde, R. (1985), Das Bibliothekswissenschaftliche Institut an der Berliner Universität - Vorläufer des heutigen Instituts für Bibliothekswissenschaft und wissenschaftliche Information der Humboldt-Universität zu Berlin, Zentralblatt für Bibliothekswesen, 99, S. 24 – 29.