Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Bibliotheks- und Informations­wissen­schaft

BUA Objective 5: Lab-Know-How as shared Resource

Das Projekt

 

In Berlin gibt es mit der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin sowie der Charité - Universitätsmedizin Berlin gleich vier starke Ausbildungsstätten für Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt. Zahlreiche gemeinsame Projekte und Kooperationen gibt es bereits. Seit 2018 hat die  Berlin University Alliance (BUA) es sich zum Ziel gesetzt, die bestehende Zusammenarbeit mithilfe verschiedener Strategien weiter zu stärken und so gemeinsam einen integrierten Forschungsraum in Berlin zu schaffen und diesen zum führenden Wissenschaftsstandort in Europa auszubauen.

 

Um auch die zahlreichen Einzel-Labore der vier Einrichtungen mit ihren innovativen Forschungsgeräten und ihrer fachlichen und methodischen Expertise zusammenzubringen und so ein Netzwerk für Forschungsdienstleistungen und Forschungsstrukturen zu schaffen, hat sich im Rahmen des Objectives 5: Sharing Resources das fakultäts- und disziplinübergreifende Projekt „Lab Know-How as shared Resource“ gebildet. Verschiedene Labore der Geistes-, Informations-, Neuro- und Rehabilitationswissenschaften mit gemeinsamen Forschungsinteresse in den Bereichen  Usability, Sprachlernen und Sprachtherapie und neuronale Grundlagen sprachlicher Funktionen und deren Veränderung unter pathophysiologischen Bedingungen, haben sich zusammengetan, um ihre vorhandenen Infrastrukturen sichtbar und nutzbar zu machen. Konkret werden in diesem Projekt

  • die vorhandenen Labore, Räume und Geräte in einer gemeinsamen Datenbank erfasst und das Management der Labore mithilfe einer Buchungsplattform unterstützt
  • Protokolle veröffentlicht, welche den Laborzugang, die Nutzung und den Datenschutz transparent darstellen
  • Schulungen, Workshops und Tutorials umgesetzt, um die Nutzung der Methoden (Eye-tracking, EEG) und Geräte sowie das Know-How in Bereichen der Datenanalyse und -interpretation effektiv austauschen und weitergeben zu können

 

Die beteiligten Labore arbeiten eng zusammen, um die gesetzten Ziele erfolgreich umzusetzen. Dazu wurden drei wissenschaftliche Mitarbeiterstellen geschaffen, welche sich jeweils auf eines der genannten Vorhaben fokussieren, das gemeinsame Ziel jedoch nie aus den Augen verlieren: den Zugang zu exzellenter Infrastruktur zu vereinfachen, die vorhandenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen und die interdisziplinäre Forschung zu stärken.

 

Die Labore

 

Aus der Sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultät der HU ist das psycholinguistische Labor von Prof. Dr. Pia Knoeferle an dem Projekt beteiligt. Prof. Dr. Knoeferle ist Lehrstuhlinhaberin für Psycholinguistik am Institut für deutsche Sprache und Linguistik und untersucht in ihrer Forschung unter anderem visuelle und linguistische Kontexteffekte auf die Sprachverarbeitung jüngerer und älterer Proband:innen in Echtzeit. Sie nutzt Methoden der Verhaltens- (Reaktionszeiten), Eye-tracking und EEG (Elektroenzephalogramm) Messungen in drei institutsansässigen Laborräumen in der Dorotheenstraße 24 und dem erst kürzlich gegründeten Zentrallabor in der Dorotheenstraße 65 in Berlin Mitte. Das Psycholinguistische Labor wird vor allem seine wertvolle Expertise zur Methode des Eye-trackings und der entsprechenden Datenanalyse und -interpretation in das Projekt einbringen.

 

Das informationswissenschaftliche Labor (iLab) am Lehrstuhl für Information Behavior unter Leitung von Prof. Dr. Elke Greifeneder unterstützt das Projekt mit umfassendem Know-How im Bereich der Katalogisierung, Dokumentation und Aufbereitung von Daten. Angesiedelt am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Philosophischen Fakultät der HU, liegt der Forschungsschwerpunkt des Labors auf der Interaktion von Mensch, Information und Technologie. In den eigens optimierten Laborräumen in der Dorotheenstraße 26 können Eye-tracking-Untersuchungen, Interviewbefragungen und Diskussionsrunden durchgeführt werden, um Erkenntnisse über das digitale Suchverhalten und den Informationsbedarf von Nutzern in verschiedenen Kontexten zu sammeln.

 

Experten-Wissen im Bereich EEG-Analyse und der Nutzung der entsprechenden Geräte liefert die Arbeitsgruppe „Motorik und Kognition“ an der Klinik für Neurologie der Charité Berlin unter Leitung von Prof. Dr. med. Fabian Klostermann. Seine Gruppe nutzt verhaltens- und neurophysiologische Messungen, um der Frage nachzugehen, ob und wenn ja wie die motorische Verarbeitung mit einer Reihe von scheinbar nicht-motorischen mentalen Funktionen zusammenhängt. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf Patient:innen mit Bewegungsstörungen, z.B. in Folge der Parkinson-Erkrankung. Die Erkenntnisse werden unter anderem mithilfe eines Neuroscan-EEG Systems in den Laboren der Charité am Hindenburgdamm 30 (Campus Benjamin Franklin) gesammelt.

 

Um eine Brücke zwischen klinischer (Charité) und psycholinguistischer (HU) EEG-Forschung zu schlagen, wird im Rahmen des Projektes ein neues EEG-Labor mit einem Schwerpunkt auf Gebärdensprachlinguistik eingerichtet. Leiterin ist die im April 2020 am Institut für Rehabilitationswissenschaften der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der HU zur Juniorprofessorin berufene Prof. Dr. Agnes Villwock. Sie führt linguistische und neurowissenschaftliche Studien mit tauben und hörenden Proband:innen durch und fokussiert sich dabei unter anderem auf Gebärdensprachverarbeitung, bimodalen Bilingualismus und Neuroplastizität bei sensorischer Deprivation. Das Labor wird in der Monbijoustraße 2b eingerichtet und ist voraussichtlich ab Januar 2022 nutzbar.

 

Vervollständigt wird das Team der Wissenschaftler:innen durch Prof. Dr. Michael Wahl. Er ist Professor für Rehabilitationstechnik und neue Medien am Institut für Rehabilitationswissenschaften der HU und forscht in drei Laboren in der Monbijoustraße 2b zu den Schwerpunkten 'Neue Medien und Technologien in der Rehabilitation' und 'Unterstützte Kommunikation (UK)'. Dazu kann im Eye-tracking Labor die visuelle Sprachverarbeitung von Probanden (beispielsweise Patienten mit Lese-Rechtschreibstörung) untersucht und damit Rückschlüsse auf deren Leseerwerb und Lesekompetenz gezogen werden, während das Audiometrie-Labor die Messung des Sprachverstehens ermöglicht. Im Video-Beobachtungslabor können Therapiesitzungen und Beratungsgespräche aufgenommen und analysiert werden.